Palas de Rei - Arzua

738,06 km

Noch einmal schlafen und die Spannung steigt

Ein neuer Morgen, ein neuer Tag....

Uiuiui
Die letzten Kilometer.
Heute nochmal normales Pensum und dann morgen 40km und Zieleinlaufen in Santiago.
Schon faszinierend, wie schnell so ein Monat vergeht.

Um 9Uhr trafen wir uns erneut, um die vorletzte Tagesetappe gemeinsam zu meistern.
Alles wirkt immer routinierter und wie schon gestern berichtet, kehrt sich jeder immer mehr in sich um das erlebte zu verarbeiten oder zu überlegen, was er Zuhause wieder angeht.

So kommt es auch heute wieder dazu, das wir anfänglich jeder für sich laufen.

Jeder sein Tempo, jeder mit seinen Gedanken und jeder mit seinem eigenen Fokus ...

Irgendwie zählt nicht mehr die Umgebung, oder das Empfinden des Laufens...
Man ist eher wie in einem Tunnel...

Klar, Natur hat man nun nach einem Monat mehr als genug gesehen.
Bei den Menschenpulks an die man da ab und an vorbei zieht, hat man kein Bedürfnis jetzt noch neue Leute kennen zu lernen.
Die Neugierde vor dem Ziellauf steigt und irgendwie freut man sich auch, das man dann morgen endlich vor der Kathedrale stehen wird.

Meine Gedanke kreisten um die Pläne nach dem einlaufen in Santiago.
Weiterlaufen bis Finisterre bis ans Ende der Welt?
Noch ein paar Tage in Santiago bleiben?
Irgendwo ganz anders hinfliegen, wo es noch warm ist?

Schwer zu sagen, was man will, wenn man noch nirgends war und nicht weiß, wie es da ist.
Man kann sich halt nicht hochrechnen, was besser ist und somit hat man dann wiedermal nur eine Option, nämlich das Schicksal in die Hand des Jakobswegs zu legen.
Kommen wir erstmal an, es schreibt sich ja eh wieder alles von ganz alleine.

Auf jedenfall bin ich mir sehr sicher , dass ich erstmal 1-2 Tage garnichts mache und alles sacken lasse.

Irgendwie lustig!
Da geht man jeden Tag zig km um bei sich und seinen Gedanken zu sein, aber braucht danach dann doch wieder Zeit um das Erlebte verarbeiten zu können.

Es fehlt einfach der Abstand zum Geschehen!
Der Kopf braucht Abstand um es neutral bewerten zu können, das spüre ich bei jedem Gedankenstrang der über den Weg und allen Geschnissen kreist.

Ich bin echt mal gespannt, wen man in Santiago dann alles so wieder trifft.
Viele sind ja den Weg entlang gehastet um ihren Flug zu bekommen, daher denke ich mal, werden es so viele nicht sein, aber vielleicht trifft man ja in Finisterre den ein oder anderen wieder, der dort noch ein paar Tage ausspannt.

Der heutige Weg war also auch nicht von großen Geschehnissen begleitet, aber hatte halt seine emotionale Tiefen für jeden ganz individuell parat.

Am heutigen Tag bekam ich auch endlich meine Antwort, was ich zuhause machen möchte.
Ich werde endlich mit Kampfsport anfangen.
Schon immer faszinierte mich schon als kleines Kind die hohe Kunst des Kämpfens und wie die meisten Jungs habe ich wutschelnd und wedelnd bei Bruce Lee Filmen vor dem Fernseher rum gehampelt ;)

Einerseits wird es mir die nötige Bewegung in den Alltag bringen und zum anderen kann ein gewisses Fittnesslevel in Verbindung mit Selbstverteidigung in der heutigen Zeit generell nicht schaden.

Die nächsten Tage gilt es sich dann also in die Thematin rein zu lesen und heraus zu finden, welche es genau werden soll.
Aus dem Stehgreif sich auf eine der Hunderten fest zu legen könnte ich jetzt nicht.
Für kung fu bin ich eindeutig zu alt und ungelenkig ;)

Für die geistige Forderung habe ich nun auch entgültig festgelegt ab 2019 mit dem Buisnesscoach an zu fangen.
Stillstand ist Tod und ich merke einfach, dass ich ständig neues dazulernen möchte.

Auf der Arbeit habe ich in letzter Zeit zwar stets dazu gelernt, weil ich vorher keine Erfahrungen im Bildungsbereich hatte, aber auch da wird es nach 2 Jahren auch schwierig noch jeden Tag neues zu lernen.
Ich muss neue Pwrspektiven, neue Blickwinkel kennenlernen und gleichzeitig macht es sich auch sehr gut im Lebenslauf.
Mit 35 bin ich glaube ich im richtigen Alter um jetzt das Thema lehren und führen noch weiter zu vertiefen und somit bin ich nun voller Überzeugung, dass es das richtige für mich ist.

Endlich wird Nägel mit Köpfen gemacht und es nimmt Formen an, was ich Zuhause anpacken kann.

Somit beschreitete ich den restlichen Weg mit einem Schmunzeln auf den Lippen und hatte das erste mal das Gefühl, das ich definitiv nicht mit leeren Händen nach Hause komme.

Als wir im Hotel angekommen sind, haben wir uns fertig gemacht und sind wieder mal zu einem Italiener gegangen.
Zugegebenermaßen ein nicht so guter wie in den vergangenen Tagen, eher so ne Imbiss Pizzeria, aber für den letzten Tag war das schon ok.

Simon seine Augen waren dann auch größer, als sein Bauchvolumen hätte vertragen können und somit beendeten wir den Abend mit einem vollgefuttertem, jammernden Kamerad an der Seite , der größte Mühe hatte, sich zurück ins Hotel zu schleppen ;)

Heute haben wir dann definitiv ein frühes zu Bett gehen nötig gehabt, da morgen um 5Uhr der Wecker klingelt.
40km stehen auf dem Tagesplan und dann noch ein aufregender Tag mit Ziellauf...
Es passte dann auch super um einmal in völliger Dunkelheit los zu laufen.
Wir wollten ja am Zieltag nicht erst um 18-19 Uhr ankommen...

Letzte Nacht auf dem Camino und ein letztes mal erholen um am nächsten Tag laufen zu müssen.
Die Gefühlswelt ist durcheinander, der Kopf fokussiert die letzte Etappe mit erhobenem Haupte hinter sich zu bringen.
40km bin ich ja auch nich nicht gelaufen ;)

Ein letztes Mal vielen dann langsaaaaam dieeee Auuuugennnn zuuuuuuuuuuu............