Der Tag beginnt
miteinemLächeln,
ich höre nichts ausser meinem
Wecker!
Keine Terror-Rentner in Sicht und
ich starte mit einem unglaublich ausgeruhtem Gefühl.
„Einmal Frühstück, aber nur den
Orangensaft bitte.“
„Oh, sonst nichts?“
„Ne, mach mir bitte 2 Orangensaft
und dafür kein Brot!“
2 Euro für ein Frühstück Ist
immernoch günstiger, als außerhalb einen Orangensaft für 2,5 Euro zu kaufen.
Ich bin doch nicht erst seit
gestern auf dem Camino ;)
Gestärkt ging es los.
Nach dem Gewaltmarsch vom Vortag,
natürlich ohne Rucksack.
Später würde sich noch zeigen,
warum auch das wieder kein Zufall war.
Die ersten km gingen quer durch die
Stadt und das bedeutet immer Stress.
Viele Menschen, die ganzen
Verkehrsschilder beachten und zwischen den ganzen bunten Reklameschildern auch noch die Camino-Zeichen finden...
Nach ca.45min war ich dann im Park
angekommen, von wo der Stadt-Stress immer mehr abnahm.
Natürlich hielt ich Ausschau nach
Melie, die ich ja unterwegs einholen wollte.
Doch dann spielte der Camino wieder
mit all seiner spuky Zufallskraft auf!
Von weitem sah ich erstmal nur eine
größere Pilgergrupppe, leicht an den Wanderstöcken und den Rucksäcken zu erkennen.
Nichts ahnend näherte ich mich
langsam Meter für Meter.
Auch diese Momente sind immer
wieder aufregend, weil man gespannt ist, wen man da so trifft und ob da wieder lustige Individualisten vom Camino bei sind.
Als ich nach 30min außerhalb des
riesigen Parks dann auf 100m ran kam, erkannte ich 90% der Gruppe!
Es waren die 3 „Amerikanerinnen“ ,
die ich vor 2 Tagen schon an diesem mobilen Café mit den Boxen getroffen habe und es war Piet , der absolut zum knuddelnde 72jährige vom Vortag.
Eine weitere Dame kannte ich auch,
aus der Nacht in der Herberge, aber sie war generell sehr verschlossen, daher ist sie für mich nur eine von vielen.
Das Pärchen was noch neben her lief
kannte ich nicht, wird aber jemand sein, den sie letze Nacht in ihrer Herberge kennengelernt haben.
Ich ging bis auf nen Meter ran und
rief dann Piet ein freundliches „hey guy“ zu....
Er erkannte mich sofort wieder und
erwiederte seinerseits erfreut mit „hey Dennis...“
Er war gerade neben einer der
„Amerikanerinnen“ her gelaufen und erzählte wieder ohne Punkt und Komma ein Schwank aus seiner Jugend.
Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht
verkneifen...
Die Arme erwiederte auf 5min
Monolog jedesmal nur ein „yes“ oder „really...“ ;)
Jetzt weiß ich, wie meine Gegenüber
sich immer fühlen, wenn ich mal meine 5min habe und meine berühmt-berüchtigten Rhetorik-Bomben zünde ;))
Ich ging ein Stück mit Ihnen und
passte mich ihrem Tempo an.
Keine Ahnung warum und auch ohne
gedankliche Absichten, mit ihnen jetzt marschieren zu wollen, aber irgendwas lies mich in ihrem Tempo mit treiben und Piets Geschichten zuhören...
Nach ca.30min erreichten wir ein
Café am See.
Ja, nach vielen Tagen durch Feldern
und Wüsten, war auf einmal ein riesiger Stausee da.
In dem Café gab es echt Brötchen
mit Schinken und ner Essiggurke drauf!
Hammer, 1x bitte und einen
Orangensaft dazu ;)
Die Mädels machten auch eine Pause
, Piet war schon 500m vorher zum Pause machen auf die Seite gegangen.
Als wir so Tisch an Tisch saßen,
kamen wir immer mehr ins Gespräch und stellten uns erstmal richtig vor.
Dabei erfuhr ich, das die 3
garkeine Amerikanerinen sind, sondern 2 Irinnen und eine Kanadierin.
Für das visuelle empfinden muss man
dazu sagen, das 2 von ihnen sehr vertraut miteinander wirkten und die Haarschnitte sowie die Mimik auf gleich geschlechtliche Liebe hinwiesen.
Das wollte ich aber nicht direkt
thematisieren und deswegen folgte ich erstmal dem anfänglichen Smaltalk.
Die beiden Irinnen gehen den
Jakobsweg 2 Wochen und die Dame aus Kanda wie ich komplett.
Die Dame aus Kanada hat wohl mit
der einen Irin angebandelt und so gingen die 3 zusammen ihren Weg.
Alle 3 sind zwischen Mitte 30 und
Mitte 40.
Bei der Unterhaltung fiel mir
auf das eine der Irinnen, arge Probleme mit dem Knie hat und nicht mehr richtig weiter laufen konnte.
Als ich sie drauf ansprach,
erzählte sie mir, das sie schon seit Jahren damit Probleme hat, aber es eigentlich Monate lang besser war.
Na toll, dachte ich
mir.
Da entscheidet sie sich 2 Wochen
den Jakobsweg zu gehen und hat vom ersten Tag an nur schmerzen im Knie, weshalb sie wohl schon hier und da mal mit dem Bus die Tagesetappe frühzeitig abschließen musste.
Da ich die Sache mit dem Knie noch
weiter beobachten wollte, blieb ich bei Ihnen und lief genau zeitgleich mit Ihnen los.
Wie immer auf diesem Camino, weiß
ich nicht warum, aber ich sah es als meine Aufgabe an, in der Nähe zu sein, wenn sie nicht mehr kann.
Schließlich habe ich heute keinen
Rucksack dabei und sie schleppt 10kg mit einem kaputten Knie.
Zufall, das ich heute keinen dabei
hatte???
Wer weiß das schon.
Ich bot ihr auf jeden Fall an,
ihren Rucksack abnehmen zu können, wenn es mit dem Knie schlimmer wird.
Sie bedankte sich ganz herzlich,
aber wollte es erstmal alleine probieren.
Es dauerte dann ca. 30min. bis sie
den Rucksack ablegte und mich freundlich fragte, ob das Angebot noch steht.
Da war er dann, der nächste Moment,
den der Camino puzzelartig zusammen führte!
Ich nahm den Rucksack und lief
vorne weg.
Meine Füße schmerzten zwar immer
noch von gestern und mein lockeres laufen der ersten 2 Stunden, war dann auch sofort vorbei, aber ich genoss es wirklich in mir drin, ein weiteres mal dem Camino etwas zurück zu
geben.
Zu Helfen ist einfach meine Mission
auf diesem Planeten und das habe ich nicht erst auf dem Camino gelernt.
Die Dame mit dem kaputten Knie, die
Kanadierin und ich erreichten nach ca. 12km Navarette, welches ein kleines Dörfchen auf dem Wege ist, aber eine wundervolle Kirche sein eigen nennen darf.
Die andere Irin war einfach vor
gelaufen.
Nachdem ich fragte ob das normal
sei, meinten die anderen, das sie öfter einfach vorgeht und man sich dann hinterher immer kurzschließt.
In Navarette angekommen, suchten
wir uns ein kleines Restaurant und ich sagte den Damen, sie sollten schonmal bestellen, ich besorge mal Schmerzmittel für das Knie.
Ich fragte den Barchef wo die
nächste Apotheke ist und machte mich dann den Berg wieder runter, etwa. 3min entfernt auf den Weg.
Dort besorgte ich die schon
erfolgreich vermittelten Voltareen-Tabletten und kehrte zu den anderen zurück.
Kurz erklärt, wie sie die ein zu
nehmen hat und dann endlich ans Essen gemacht.
Mal wieder
Pilgermenü...
Beim Essen fragte ich dann ganz
blöd:
„Als ich euch das erste mal
zusammen sah, dachte ich ihr wäret ein Paar“
Die Kanadierin meinte dann, dass
sie zwar nicht zusammen seien, aber ich schon einen guten Riecher hatte.
Frage der gleichgeschlechtlichen
Liebe somit erledigt ;)
Während wir so aßen, übten hinter
uns in einer kleinen Ecke 4 Theaterleute .
Aufeinmal tönten Boxen mit
skurriler Musik, lustig betonte, spanische Dialoge waren zu vernehmen und dann wurde auch noch gesungen.
Grandios..
Klang fast wie ein kleines Musical
unter freiem Himmel...
Nach dem Essen sind wir dann in die
Kirche, die die Dame aus Kanada mir wärmstens empfahl.
Es war
beeindruckend...
Riesig groß und der Altar sah aus,
wie bei der kleine Hobbit, wo der Drache sein ganzes Gold bewachte.
Ich war hin und her gerissen ,
welches Bild ich heute als Etappenbild nehme, aber ich konnte es mir nicht nehmen lassen, diesen pompösen Altar zu zeigen.
Erfürchtig stand ich da und betete
für die Menschen, die in der Heimat sind und denen es nicht immer ganz so gut geht...
Ich hoffe meine Gebete erreichen
euch..
In einer kleinen Ecke, war eine
Weltkarte und ein Buch.
Auf der Weltkarte konnte man ein
Fähnchen mit seinem Namen, in das Land stecken, wo man herkommt.
Gleich mal gemacht und dann ein
Fähnchen für meine beiden abgereisten Vikings geschrieben und auf Irland positioniert.
Als ich Ihnen das Foto geschickt
hatte, haben sie sich natürlich sehr gefreut.
In dem Buch habe ich uns 3 dann mit
dem Hashtag „For an powerfull Live“ verewigt.
3 Vikings for live ;)
Nach dem ersten Besuch einer
Kirche, seit viele Jahren;
„Ich glaube an Gott und nicht an
sein Bodenpersonal“
sind wir dann wieder
aufgebrochen.
Fiona, so ist der Name der Irin mit
dem kaputten Knie, wollte es nochmal mit Rucksack probieren.
Der Versuch hielt aber auch nur
20min. an und dann durfte ich wieder meiner Mission folgen ;)
Nach 18km war dann
Schluss..
Fiona konnte nicht
mehr!
Wir versuchten noch einen Umweg zu
laufen, das sie einen Bus nehmen kann, aber auch das war irgendwann zu kräftezehrend.
Ich kam dann auf die Idee ein Taxi
zu rufen.
Zum Ziel waren es nur noch 10 km
und das dürfte nicht mehr als 20-25 Euro kosten.
Bei Taxis kenne ich mich
aus.
Das ich noch keins gerufen habe, um
mir die Marmelade aus dem Kühlschrank zu holen, ist so ziemlich die einzig ausgelassene Situation in Verbindung mit der Dienstleistung Taxi ;)
Die anderen beiden willigten ein
und ich wählte die einzige von Google angezeigte Taxinummer für den Umkreis.
Leider konnten die kein Englisch
und als ich schon aufgelegt hatte, meinte die Kanadierin, welche Sofie hieß, das sie es mal mit ihrem schlechtem Spanisch versuchen kann.
Siehe da, das Spanisch war sogar
sehr sehr gut und der Taxifahrer verstand die Wegbeschreibung zu dem Industriegebiet wo wir gerade entlang liefen.
Ich sagte Fiona, sie sollen sich
heute ein Zimmer mit Bad gönnen, das habe mir auch super geholfen, als ich mal das Glück hatte in einem Hotel.
Die Idee fand sie super und ich
suchte ein Apartment auf booking für die 3.
Sofie fragte mich dann, ob wir
beide nicht weiterlaufen wollen und ob ich nicht mit in dem Apartment nächtigen wolle.
Ich habe so toll geholfen und sie
würden sich freuen...
Warum nicht, musste ich mir schon
mal nichts mehr suchen.
Zudem machten das viele Pilger die
sich verstanden, um Geld zu sparen!
Mit 4 Leuten in einem Apartment ist
es noch lange nicht so schlimm, wie mit 100 Leuten in einer Herberge ;)
So machten wir das dann
auch.
Fiona informierte ihre Freundin und
ich orderte das 4 Mann Apartment.
Als das Taxi dann Fiona und zum
Glück auch ihren Rucksack mitnahm, liefen ich und Sofie los.
Noch 10 km das packen
wir.
Natürlich hatten wir viel Zeit
durch das verletzte Knie, den damit verbundenen Umweg, dem warten auf das Taxi und den Kirchenbesuch verloren.
Es war mittlerweile
14:30Uhr.
17 Uhr war angepeilt und das schien
machbar.
Mittlerweile weiß ich ja das man
für 5 km ungefähr 1 Stunde einplant. dazwischen sollte man immer 15min Pause einkalkulieren und die letzten 5 km stets etwas länger einplanen, da dann die Füße richtig Radau machen
;)
Die ersten 2 km zogen wir beide
richtig an, um die Zeit wieder gut zu machen.
Wir sprachen kein Wort und
marschierten mit fokussierten Blick nach vorne.
Ohne jemanden dabei zu haben, auf
den man Rücksicht nehmen musste, war es sichtlich leichter.
Als wir nach 2 km an einem Hügel
runter schauten, sahen wir unsere allseits geliebten Piet vor uns her schlendern.
Er hat nicht nur einen
unverkennbaren britischen Akzent, er lief auch sehr unverkennbar, mit seiner Tüte in der rechten Hand und immer leicht lässig nach links und rechts runter schaukelnd ;)
Wir holten ihn schnell ein und ich
rief wieder;
„Piet you little Gangster“
;)
Wie herzlich er immer einen sofort
zurück grüßt und wie schnell er dann sofort wieder im Erzähl-Modus ist...
Einfach unglaublich!
Ich kann es nicht oft genug
erwähnen:
Er ist 72 Jahre alt und schlendert
Tag für Tag den Camino entlang.
Nicht schleppend und schwitzend wie
wir alle, sondern mit einer unglaublichen Energie und stets einem Lächeln auf den Lippen!
Sofie und ich haben abends noch
gesagt, das er definitiv eines der Wunder dieses Caminos ist.
Er lief die restlichen 8 km neben
uns her und hörte ungelogen nicht eine Sekunde auf zu reden.
Ich glaube, als es nur noch 4 km
waren, hatte ich wiedermal einen Schwächeanfall.
Wiedermal die Hitze und zu wenig
Zucker...
Zum Glück hab ich vom ersten Tag
gelernt und wusste ganz gezielt, wonach ich fragen musste.
Sofie gab mir dann eine
Orange.
Fruchtzucker ist ja auch fast so
gut wie eine Schokolade :)
Und Piet?
Der hörte immer noch nicht
auf...
Ich mein, ich kämpfe mit meinen
Kräften und bin platt wie ne Flunder und der Ü70 Lebemensch steht neben mir und haut 476 Worte in der Minute raus!
Wie sagen die
Amerikaner?
Soooooo fxxxx unbelivebel
;))
Der Kombination meines Zustandes
und Piet seiner Energie sowie seines Redeflusses war es dann auch geschuldet das ich nicht alles verstand, was er so zum Besten trug.
Er redete so schnell, das mein
erschöpftes Hirn garnicht so schnell übersetzen konnte.
Da wo ich normal scharfsinnig
kombinieren konnte, wenn ich mal was nicht verstand, blieb mir in der Hitze nur ein resegnieren.
Wenn ich mich mal konzentrierte,
nahm ich Fetzen auf und kombinierte dann zumindest, das er sehr gerne Songtexte zitierte, manchmal auch vorsang und dann erzählte, von wem sie seien und wieviel Wahrheitsgehalt in ihnen
steckt!
Der Mann ist wirklich
unglaublich...
Er erzählte uns dann noch, das er
wohl seit 20 Jahren an einem Buch schreibt und es endlich fertig bekommen möchte.
Ich habe mit Sofie sofort Anspruch
erhoben.
Wir wollen bitte unbedingt eins
haben, wenn es fertig ist...
Ich bin gespannt, ob der Zauber des
Camino uns wirklich irgendwann mal sein Buch in den Briefkasten steckt ;)
Damit ich ab und an noch was
verstand und nicht ganz am Ende wirkte, fragte ich mal ein paar Basics ab, was er arbeitet , ob er Kinder hat und warum er den Camino läuft...
Er war wohl früher Holzfäller,
weswegen er seiner Meinung nach auch heute noch so fit ist.
Hat eine Tochter die 47 ist und
außerhalb von London, in der Nähe von der Mutter wohnt.
Also kombinierte ich, geschieden
und nicht das beste Verhältnis zur Tochter...
Den Camino läuft er, wie ich
richtig vermutet hatte, des Abenteuer wegens.
Er erklärte uns auch, das einige
diesen Weg versuchen weg zu reißen, jeden Rekord zu brechen und dabei ganz vergessen , den Weg auch zu geniessen.
Bis hier hin dachte ich mir, das
ich eigentlich ne gesunde Mischung für mich gefunden hatte.
Piet hielt mir vor Augen, das es
noch relaxter geht.
Er schläft tagsüber immer 1-2
Stunden und verweilt da, wo er sich gerade wohlfühlt.
Egal wann er dann am Tagesziel
ankommt.
Eigentlich hat er
recht!
Du weißt eh nie so genau, wie das
nächste Dorf ist und ob du dich da überhaupt wohl fühlst.
Die besten Geschichten schreiben
sich tagsüber beim laufen.
Von daher kannst du auch um 20Uhr
ankommen und direkt ins Bett springen, anstatt, tagsüber zu hetzen um dann im Dorf abends noch rum zu sitzen.
Ich erinnere mich wieder an die
Ballermann Gruppe und weiß jetzt auch warum die immer so super schnell mit 10 Leuten unterwegs waren.
Das Tempo von denen war
abnormal.
Da Schritt zu halten, war fast
unmöglich..
Die Herren der Schöpfung wollten so
schnell wie möglich runter vom Camino.
Was bot ihnen tagsüber der
Camino?
Sie hatten lauter Mädels im
Schlepptau und konnten tagsüber, wenn dann nur plaudern.
Nach 5 Stunden Marsch hat man ja
dann genug geplaudert und muss dieses nicht noch künstlich in die länge ziehen.
Der Abend in den Herbergen war viel
lukrativer, weil sich da dann mehr abspielen kann, falls eine Dame noch Energie und Laune hat.
Zumindest klingt das sehr logisch
für mich, wenn ich die Philosophien und ihr Verhalten so zusammen zähle!
Mein Gott, ich bin richtig
glücklich, das diese Gruppe mir von Anfang an nicht zugesagt hatte.
Wie willst du denn mit solchen
Gegebenheiten nur einen Funken an Selbstreflektion verspüren?
Wie willst du andere Leute und ihre
Geschichten kennenlernen, wenn du so eine Gruppendynamik entwickelst?
Ich fühle mich wieder mal
bekräftigt, diesen Weg genau richtig an zu gehen!
Klar, jeder läuft seinen eigenen
Camino, da darf man auch niemanden rein reden, es erscheint mir nur so stumpf, auf diesem sowas von tiefgründigen Weg!
Dieser Weg ist wie ein kleines lila
farbendes Gänseblümchen, was inmitten von Beton in der Großstadt wächst.
Ein bunter aber leider auch
mikrobisch kleiner Fleck auf dieser Welt, den man nur sieht, wenn man ganz genau hinschaut..
Nicht jeder im Leben, sieht dieses
kleine Gänseblümchen inmitten des Grossstadtjungels.
Da muss man schon genauer
hinschauen!
Ab heute nennen wir auf jeden Fall,
wenn wir mal Zeit verlieren , oder mehr genießen wollen, den Piet-Weg..
Wie gehen heute mal den Piet-Weg
und machen eine halbe Stunde länger Pause...
Wir gehen den Piet-Weg und
verweilen nach 10min wieder am nächsten Ort, bevor wir weiter laufen.
Natürlich muss man das Ziel im Auge
behalten, aber ich glaube mit der Zeit bekommst du ein gutes
Gefühl für die Sache!
Am Anfang war für mich nur das
Tagesziel zu erreichen wichtig.
Das war auch gut so, um erstmal die
Basics des Camino kennen zu lernen und an Rhythmus zu gewinnen.
Nach ein paar Erfahrungen kommt man
dann aber zu Level 2 und nutzt diese Erfahrungen um noch mehr Qualität aus jedem Tag zu ziehen, ohne das man dabei wirklich sein Ziel in Gefahr bringt.
Viele in der Heimat haben gewettet,
wann ich abbrechen werde, oder das ich garnicht erst antreten werde.
Viele haben mir prophezeit das ich
heulen werde oder fluchen werde!
Eines kann ich den jenigen Menschen
heute sagen:
Ich bin hier, ich spule jeden Tag
wie selbstverständlich ab, gehe jeden Tag meine ~ 25 km und wisst ihr was das beste ist, ich bin wirklich glücklich.
Nicht einen Moment stellt sich mir
die Frage ab zu brechen, oder zu zweifeln, das ich es nicht schaffe.
Ganz im Gegenteil , ich freue mich
richtig, was die nächsten Tage noch so alles geschieht.
Der Camino ist wie eine Schatztruhe
die du jeden Tag öffnest und etwas neues entdecken kannst.
Ich bin gerade mal 9 Tage da und
kann sagen, dass dieser Ort was magisches hat.
Wie Hape schon gesagt
hat:
„Der Camino will gelaufen
werden“.
Egal was für ein faules Stück du
vorher warst, einmal hier, hinterfragst du es nicht mehr.
Da sind sich alle einig die ich bis
jetzt gefragt habe und das ist diese große Gemeinsamkeit, die alle hier so verbindet.
Nach all den tiefgründigen
Piet-Lektionen, waren wir aber wirklich heilfroh dann endlich um 17:30Uhr in Najera angekommen zu sein.
Meine Füße tobten.
Piet war dann noch so genial und
besorgte uns im ersten Café eine eiskalte Cola, was unsere Gemüter sofort wieder auf 380 hochfuhr ;)
Nachdem ich dann unbedingt mit Piet
die Nummern ausgetauscht habe, liefen Sofie und ich dann noch 500 m bis zu unserem Apartment.
Dort warteten dann schon Fiona und
ihre Freundin.
Ich ging Duschen und habe mich dann
freiwilllig bereit erklärt einkaufen zu gehen.
„Besorge ein wenig was fürs
Abendessen und fürs Frühstück“, sagten die Mädels.
Joa, sie kannten mich noch nicht
richtig...
Wieder kam ich dann mit 4 Tüten
voll für insgesamt 86 Euro ;))
Eis, Kellogs Smags, Milka, Kakao ,
lauter verschiedene Brote und Aufschnitte , kinderschokolade <3 , einfach ganz ganz ganz viel ;)
Ich sagte, heute Abend genießen wir
mal alle.
Die haben sonst ja jeden Abend in
den Herbergen geschlafen und ich hatte Spaß daran, das die mal wieder richtig Genießen konnten...
Wie es so mit Damen
gleichgeschlechtlicher Liebe ist, waren alle ganz unkompliziert.
Jeder machte seins, außer das wir
halt gemeinsam kochten.
Dafür das ich das Essen holte ,
haben die anderen dann gekocht und anschließend gespült.
Am Ende des Abends erwies ich mich
noch als der Super-Doktor, der für alles Salben, Tabletten oder Pflaster hatte..
An dieser Stelle möchte ich mich
bei meiner Mama bedanken, die mir für jedes Wehwehchen immer die richtigen Heimmittel veraten hat ;)
Niemand hat einen so großen
Medikamentensack dabei wie ich.. ;)
Jetzt werde ich liebevoll der
Schamane genannt ;)
Nachdem ich Fiona nochmal gesagt
habe , wie sie am besten das Knie zu behandeln hat und welche Pillchen sie wann zu nehmen hat, haben die Mädels sich dann ins Schlafzimmer begeben und ich habe es mir ganz gentlemanlike auf der
ausklappbaren Couch gemütlich gemacht.
Insgesamt wieder mal ein
aufregender Tag und keiner hätte beim aufstehen geahnt, das ich abends schon wieder 3 Leute besser kennenlerne, sowie eine Person, die langsam zur Legende dieses Weges aufsteigt mein Weg
erneut kreuzt.
Melie, habe ich den ganzen Weg über
nicht mehr getroffen.
Ob der Camino diese Mission als
abgeschlossen ansieht und ob ich später noch herausfinde, wie es ihr ergangen ist, wird sich auf dem weiteren Weg zeigen.
Ich habe noch 4 Wochen und bin mega
gespannt, was der Camino noch alles für mich bereit hält ...
Anekdote des Tages:
Auf dem
Camino geschieht nichts ohne Grund