Najera - santo domingo de la calzada

215,63 km

Fürchte dich nicht davor langsam zu gehen, fürchte dich davor still zu stehen

Ein wundervoller Morgen begann gegen 8:30Uhr.

Dank des Einkaufs am Vortag, hatten wir wirklich ein göttliches Frühstück!
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich so viel zum Frühstück in mich rein schlung.

Die Nacht war herrlich ruhig und zum Glück haben die Anderen auch die Ruhe genossen und sind nicht schon um 7Uhr rum gesprungen ;)

Wir haben also bis 10:30Uhr einfach mal genossen und sind somit einer der spätesten Pilgergruppen auf dem Camino gewesen.
Der Piet-Way lehrte uns, das es schlimmeres gibt ;)

Fiona hatte am Vorabend schon ihren Rucksack abgegeben und konnte an dem Morgen ausgeruht, 
gesättigt und ohne zusätzlichen Ballast den Weg antreten.

Sie machte sich klasse und das Knie hielt auch.

Gegen Mittag, ohne große Vorkommnisse erreichten wir dann ein Dorf mit einem riesigen Golfplatz, wo wir erstmal ein 1A Pilgermenü mit Blick auf den Course genießen konnten.
Endlich mal selbstgemachte Paella!
Die war Hammer...
Ich frag mich, warum es so schwer ist, auf dem Camino mal selbstgemachte spanische Küche zu genießen.
Sehr viel Fertigessen und fast immer das Gleiche.
Zum Teil sind das 100 Einwohnerdörfer und trotzdem machen die das selbe, wie alle anderen.
Wäre doch viel günstiger in der Herstellung, wenn man nen großen Bottig kocht?!
Naja, in einem Dorf , an einem Golfplatz , was definitiv nicht so kulturell angehaucht ist, wie die anderen Dörfer, bekomme ich endlich selbsgemachtes und ich war unendlich glücklich.

Nach ner Stunde Pause, sind wir dann weiter...
2 weitere kleine Pausen und die restlichen 7km waren gemeistert.

Das war mal wirklich ein unspektakulärer Tag, ohne große Vorkommnisse!
Der Erste für mich...

Am Golfplatz hatte ich auf booking ein schönes Hostel für 32 Euro gefunden!
Miiit Badewanne ;)
Ich könnte mich dran gewöhnen ;)

Lustiger Weise , hatten die Mädels den Rucksack zu einer Herberge geschickt, die zufälliger Weise genau gegenüber war.

Davon hatten wir aber nicht viel, denn alle waren zu kaputt von den letzten Tagen und so bin ich dann auch nur ins Hotel, hab gebadet und danach habe ich erstmal bis 20 Uhr geschlafen.
Nochmal bis 23uhr Tagebuch geschrieben und dann direkt wieder weiter geschlafen.

Ich war selbst zu müde um Abend zu essen.
Das soll was heißen bei mir kleiner Raupe Nimmersatt ;)

Somit kann ich garnicht so viel erzählen, außer mal zu versuchen ein Zwischenfaszit nieder zu schreiben.

Gestern hab ich ja schon berichtet, das ich wie selbstverständlich laufe.
Es ist wirklich komisch, aber du denkst hier wirklich nicht drüber nach.
Jeden Morgen spulst du das gleiche Programm ab um dann wieder auf Schotter, Teer und Match unterwegs zu sein.

Das ist langsam wirklich ein Automatismus.

Alle motivieren sich gegenseitig und immer dann wenn einer nicht mehr kann, sendet der Camino genau die richtige Person um denjenigen wieder zu motivieren.

Von der Magie hab ich schon geschrieben!
Also spätestens hier auf dem Camino glaub ich wirklich nicht mehr an Zufälle..

Die Persönlichkeiten sind alle unterschiedlich.
Viele Rentner, viele Iren, Engländer, Amerikaner und natürlich Hape sei dank Deutsche..
Ich hab auch echt schon viele Asiaten gesehen, aber die bleiben meist lieber für sich alleine.

Feststellen musste ich, das wir Deutschen wirklich bei allen einen schlechten Ruf haben.
Und da muss ich jetzt mal mit der Heimat schimpfen.
Seit doch nicht so knurrig, so kalt, manchmal so überheblich zu anderen.
Das ist kein Zeichen von Stärke oder erwachsen sein, wenn man nicht freundlich Hallo sagen kann und dabei kein Grinsen für seine Mitmenschen übrig hat.
Es will euch doch keiner was ;)

Meistens betrifft das aber die ältere Generation.

Die jungen in Deutschland sind da ja mittlerweile offener und aufgeschlossener ...

Also ich habe bis hier hin, viel für unseren Ruf getan und ich weiß, viele die hier mitlesen, sind auch von der fröhlichen Sorte, dennoch wollte ich es mal in die Welt rufen.

Finde es schade wenn Leute einen grimmig anschauen, weil man sagt, man sei aus Deutschland ;)
Die Vorurteile halten sich aber anscheinend hart auf der Welt..

Joa, schlaftechnisch kann ich nunmal nicht so viel zu beitragen, da ich ja bekanntlich mehr Hostels und Hotels aufsuche.

Nur so viel sei gesagt, so dreckig wie Hape es vor 14 Jahren beschrieben hat, geht es da heute nicht mehr zu.
Viele Herbergen sind modernisiert oder haben einen genügsamen Standard.
Die Apps und Reiseführer helfen da aber mit Bewertungen jederzeit weiter.

Mir ist das halt nichts mit den rücksichtslosen Leuten.
Bin ja nicht hier um mich auf zu regen.
Somit gehe ich dem Konflikt aus dem Weg.

Ansonsten sind die Herbergen cool um ins Gespräch zu kommen und sind mit 8-11 Euro natürlich auch super günstig , auf die 32 Tage gerechnet.

Essen habe ich schon beschrieben.
Bin da ein wenig enttäuscht, aber zum Glück gibt es hier und da Lichtblicke!
Viele machen auch einfach alles selbst.
Supermärkte gibt es fast überall und in den meisten Herbergen kann man auch selbst oder gemeinsam kochen.

Manchmal wird man sogar eingeladen, wenn adere  kochen.

Ich bin Gott sehr dankbar, das meine Füße bis heute von Blasen oder sonstigen Beschwerden befreit bleiben.
Die Schmerzen zwar immer mal wieder, die letzten km, aber das ist halt normal bei 20km laufen.

Knie und rücken hab ich garnichts, das hätte nicht gedacht.
Kann aber jedem nur empfehlen wirklich einen eigenen Rucksack zu besorgen, den man sich vorher mal einstellen lies und man damit man auch mal Probe gelaufen ist.
Bitte nicht einfach im Internet bestellen.
Das ist dann ein reiner Glückskauf.

Auch nicht den nehmen, dem man mal beim London Urlaub dabei hatte.
Das sind ganz andere Belastungen jeden Tag aufs neue...

Rucksack, Socken und Schuhe sind das wichtigste um beschwerdefrei aufspielen zu können.

Die Sticks sind Bonusmaterial!
Ich bin wirklich froh das ich sie habe!
Wie King Fu Panda bewege ich mich manchmal damit die Berge rauf und auch wieder runter.

Und nehmt bloß 2!
Wenn ihr wirklich meint, es reicht einer , dann könnt ihr ihn immernoch am  Rucksack belästigen.

Und immer dran denken, im Handgepäck eines Fliegers sind sie nicht erlaubt!
Nur am Rucksack bei der Gepäckabgabe!

Wie läuft es mit meinen Zielen?
Schwierig!
-Hab nicht das ich das Gefühl habe, ab zu nehmen!
Alles fühlt sich fester an, aber so viel weniger ist es noch nicht geworden.
- Rauchen kann ich noch nicht aufhören, da ich erst das Buch zuende lesen muss. Denke werde ich aber zur Halbzeit hinbekommen haben. Ist dann auch noch früh genug.
- Meine Gedanken sind noch nicht wirklich klarer, aber zumindest habe ich schon ein paar Inspirationen, was ich zuhause so verändern kann um besser zu Leben.
Ich spüre aber, das man jeden Tag mehr an Klarheit beim Denken gewinnt.
Man gewöhnt sich wieder dran, oft mit sich in Dialog zu treten und das ist wichtig.
Deswegen ist das Handy oder das Fernsehen so gefährlich.
Man lenkt sich andauernd ab und kann so garnicht sich selbst zuhören.
Hoffe das wir noch besser die nächsten Wochen ..
- Vitalität!? Ja was soll ich sagen?
Ich gehe jeden Tag km für km. Ich bin einer der fittesten hier und lasse ziemlich viele Leute hinter mir. 
Hätte nie gedacht, das das Realität wird.
Was alles in meinem
Körper steckt, wenn ich ihn nur lasse.
10 km schnelles wandern ist wirklich ein klax.
Probiere es selber aus.
Der Schwierigkeitsgrad liegt eher darin , wie der Belag ist und ob es hoch und runter geht.
Wenn also Leute mit Gelenkproblemen das gleiche machen wollen, sollten sie sich Ebene Wanderstreckrn suchen.
Natürlich ist da der Camino nicht das richtige.

Die Apotheken machen hier krasse Umsätze!
Obwohl ne Packung ibu 400 nur 1,99euro in der 40iger Packung kosten.
Jeder zweite schmeißt was ein um die Schmerzen zu unterdrücken.
Jeden Tag erwischt es jemand anderen, daher hoffe ich, das ich weiterhin verschon bleibe.
Wobei ich wirklich denke, das der Start das wichtigste ist.
Naja und 1/4 hab ich ja jetzt schon hinter mir.

Also alles in einem bin ich glaube ich auf einen guten Weg.
Jetzt ab zu reisen, hätte wenig gebracht, da brauch man schon länger um was zu verändern, aber ich sehe, das Körper und Geist, den richtigen Dingen ausgesetzt sind und das sich das gut anfühlt!
Jetzt gilt es durch automatismen einen langzeiterfolg herbei zu führen.
Daran scheitern die meisten.
Sie wollen sofortige Erfolge und haben keine Geduld. Aber man muss Dingen Zeit geben zu wachsen.
Wenn du anfängst zu rauchen bist du ja auch nicht 2 Wochen später krank oder hast direkt weniger Ausdauer!
Der Prozess ist schleichend, sie alles Gift das wir uns zuführen.
Daher darf man von der Medizin  nicht erwarten in 2 Wochen alles zu reparieren, was du in Jahren kaputt gemacht hast.
Ich bleibe dabei:
66Tage geben wir dem Projekt!
Somit endet es nicht in Santiago de compostella, aber da kann ich definitiv sagen, ob es schon kleine Verbesserungen und Veränderungen gegeben hat.

Bis hier hin fühlt sich alles richtig an und das ist die Hauptsache!

Ich schließe somit heute meine Augen, mit dem selben neugierigen Gefühl wie gestern.
Auch wenn heute mal keine großen Ereignisse anstanden, war der Tag definitiv ein erfolgreicher für die gesetzten Ziele und das ist das Wichtigste.

Anekdote des Tages:
Nicht jeder Tag muss aufregend sein, um besonders zu sein