Burgos - hornilos del camino

309,05 km

Goodbye Burgos and friends

Was eine wundervolle Pause!
Nachdem wir gestern Fiona und den Geist verabschiedet hatten, sind Sofie und ich zurück ins Hotel um unseren Massagegetermin wahr zu nehmen.
28 Euro für ne ganze Stunde!
Es war unglaublich, als sie die so strapazierten Waden durchknetete.
Definitiv war das nicht meine letzte Massage auf dem Camino.

Ansonsten gibt es zu den Cheatdays nicht viel zu sagen.
Wenn du jeden Tag 20-30km läufst, gehst du an deinem Pausentag nicht noch großartig in der Stadt spazieren.

Ok gestern waren wir nach dem Mittagessen noch alle zusammen im Museum für Evolution, bevor die Mädels dann zurück nach Irland sind, aber das war auch nur, um nochmal gemeinsam Zeit zu verbringen.
Sonst hätte ich das auch nicht gemacht.
Museum war jetzt noch nie meine große Leidenschaft und das ganze dann noch auf Englisch, najaaaaaaa ;)) 

Am heutigen Morgen bin ich dann also voll ausgeruht und mit frischer Energie los gelaufen.
Sophie und Birgitte sind natürlich schon wieder früher los, daher bin ich ganz gemütlich um 9 Uhr am nächsten morgen los gelaufen.

Als ich nach ner halben Stunde an der letzten Kreuzung stand, bevor der Weg wieder aus der Stadt, durch den Park auf den Camino führte, sprach mich auf einmal eine Dame an und fragte wo ich herkomme.
Nach nem kurzen Basic Austausch, hörte sie dann garnicht mehr auf zu erzählen und stellte mich ihrer Freundin vor.
Beide sind aus Polen leben aber mittlerweile in England.
Die Dame die mich angesprochen hat, hieß Johanna und ihre Freundin Gosha.
Beim erzählen viel mir dann auf, das auch Gosha mit Knieproblemen zu kämpfen hatte.
Die Tapes an ihrem Knie und das humpeln verrieten sie.

Es ist schon verrückt, wieviel Menschen hier mit den Füßen und den Knien zu kämpfen haben.
Ich hab das Gefühl, um so weiter ich komme, um so mehr Leute laufen nicht mehr den Camino mit dir, sondern humpeln oder kriechen den Weg mit dir.
So ein bisschen wie die Zombies bei Walking Dead und alle wollen bis Santiago, um dort die letzt verbliebenden Menschen zu fressen ;)

Den Camino zu laufen war Goshias Plan.
Johanna hatte abgesagt und während Gosha schon unterwegs war, ist Johanna doch noch kurzfristig dazu gestoßen.
Sie hat wohl das Camino-Fieber von zuhause gefühlt, als Goshia ihr lauter Bilder vom Camino per WhatsApp geschickt hatte.

So waren die beiden dann Seite an Seite mit mir gerade dabei Burgos zu verlassen und die heutige Etappe zu meistern.
Dadurch das Johanna so viel zu erzählen hatte und wirklich über Gott und die Welt philosophieren konnte, gingen wir wie selbstverständlich km für km zusammen.

Goshia hatte entweder mit dem Knie hart zu kämpfen, oder war eifersüchtig, weil ihre Freundin zu viel mit mir redete.
Auf jedenfall ließ sie sich ziemlich zurückfallen.

Erst beim Mittag waren wir dann wieder zu dritt im
Gespräch und da wollte Goshia wohl auch nicht mehr weiter.
Sie meinte das Knie geht nicht mehr und sie überlege da zu bleiben.
Sie wäre vor 2 Jahren schonmal den Camino gelaufen und hätte genau in der Herberge geschlafen, wo wir Mittag gemacht hatten.

Johanna klärte für sie, das es eine Busverbindung gäbe, wo sie eine steile Passage überspringen könnte und danach ginge es nur gerade aus.
Das würde für sie gehen, meinte sie.

Goshia war überhaupt nicht begeistert und lies richtig miese Laune raus.
Ich hatte das Gefühl als wäre Johanna richtig froh, das ich dabei war, damit sie nicht den Launen ausgesetzt war.

Ich konnte nicht ganz zuordnen warum sie sauer war.
Entweder wollte sie gerne da schlafen, weil sie daran gute Erinnerung hatte, oder sie hatte so dolle Knieschmerzen, dass sie einfach nicht mehr konnte, oder sie wollte mich so schnell wie möglich wieder los werden, aber konnte das so nicht sagen und hat dann solche Spielchen gemacht.

Da wir Halbzeit hatten und das schon um 11Uhr und es nurnoch 10km waren, sind letztendlich aber alle gemeinsam weiter.
Wie zu Beginn auch, Johanna mit mir am erzählen und erzählen, Goshia weiter zurück hinterher am humpeln.

Ab und an liefen wir dann doch mal zu dritt zusammen, wo sie sich dann auch nichts anmerken ließ und trotzdem auch mal den ein oder anderen witzigen Spruch raus gehauen hat.

Ich muss sagen, das leichte laufen und dabei permanente quatschen erleichterte mir immens den Weg und die heutigen 20,87km vergingen wie im Flug.
Einfach herrlich, wie fit die Beine und Füße nach einem Tag Pause auf dem Camino aufspielen.

Nachdem mir also Johanna erzählt hat wie sie so in England mit ihrem Mann und ihren 2 Kindern lebt, das sie manchmal ungewöhnliche Sache vorher sieht und deswegen als Orakel bezeichnet wird, sie die Schwierigkeiten der Kindererziehung und der heutigen Jugend aufzeigte und mir über ihre Phantasien von Apokalypsen berrichtete, die ihrer Meinung dazu beitragen würden, das die Menschen sich wieder auf das wesentliche konzentrieren würden, kamen wir auch schon am Tagesziel an.

Ich schrieb mit Sofie um zu schauen wie weit sie seien und sie teilte mir mit das sie heute 30km weit gehen und gerade nen Lauf haben.

Nach ein paar Überlegungen beschloss ich aber an dem Tag jetzt Feierabend zu machen.
Ich habe ja kein Zeitdruck und muss nicht wie andere innerhalb von 30 Tagen in Santiago ankommen.
Was bringt es mir also, 2-3 Etappen schneller da zu sein.

Ein Hostel habe ich leider nicht mehr bekommen und somit hieß es mal wieder Herberge.

Die war eigentlich ganz schick und sauber, hatte sogar einen kleinen süßen Garten, wo man ausspannen konnte, aber 12 Leute in Doppelbetten in einem Raum.
Ich befürchtete schon wieder Unruhen bei der Nachtruhe ;)

Naja, erstmal den Abend genießen und dann schauen wir mal.
Hatte ja gestern ausruhen können und ich darf mich auch nicht immer so anstellen ;)

Als ich wie immer geduscht und meine Sachen mit der Hand gewaschen habe, habe ich mich mit nem eiskalten Bier in den Garten gesetzt und einfach mal die Ruhe auf mich wirken lassen.

Hier und da hat man dann mal einen Smaltalk mit den herzlichen Opas, welche immer für einen Witz zu haben sind.
Tagsüber auf dem Camino sind sie zum umarmen, morgens beim aufstehen eine terroistische Vereinigung ;) 

Plötzlich stand dann Goshia mit einer anderen Dame vor mir und meinte , das sie auch aus Deutschland komme.
Sie hieß Danni und ist eigentlich Italienerin.

Schön mal wieder jemand deutsche kennen zu lernen und so tauschte man ein paar Erlebnisse aus.

Anschließend ging ich mit Goshia, Johanna und Becky, einer stets euphorischen und streng gläubigen Amerikanerin Anfang 60, welche die beiden schon seit Tagen immer mal wieder treffen,
zusammen was essen.
Die 3 hatten ein tolles Lokal am Ende des Dorfes gefunden und meinten, das es da sogar live Musik gab.

Angekommen in dem Lokal, welches Green Tree hieß, haben wir uns einen Tisch geschnappt und das Menü studiert.
Ich habe mich dann für einen phänomenalen Salat als Vorspeise,Pasta als Hauptspeise und wie immer einem Helato ( Eis ) entschieden.
Einfach herrlich.
Dazu Sangria und ich war happy.

Wie versprochen hatten wir noch tolle Livemusik dazu.
Von Haleluja zu Edith Piaf auf spanisch gab eine ca.50 jährige rassige Dame eine tolle Performance zum besten.
Sie setzte sich in die Mitte der Leute und schmetterte mit tiefer rauen stimme auf spanisch los.

Was ich besonders schön fand, das anscheinend sogar einheimische extra für die Musik, mit dem Auto zu dem Lokal kamen, nur damit sie ein Stündchen lauschen Konten.
Sie lachten, trunken ihren Wein , applaudierten kräftig und danach fuhren sie wieder heim.

Als ich meinen Sangria bestellte, kam ich mit der Bedienung ins Schwätzchen und er erzählte mir, das er für eine Saison hier arbeitet und dann wieder zurück nach Neuseeland geht.
Mensch, auch eine Art den Jakobsweg zu genießen.
Später hörte ich das noch öfter von anderen Bedienungen, die nicht aus Spanien kamen.

Wer also mal Lust hat, wo anders hin zu gehen und da ein wenig zu jobben, der muss nicht immer an die Partystrände der Welt.
Der Camino bietet dies auch an ;)

Am Ende des Abends sang dann die irische Inhaberin noch Akapella eine Ballade über irgendwas, was nach liebe Klang und dann ging es ab in die Herberge.

Es war 21:50Uhr und natürlich war schon das Licht aus und viele waren schon am schlafen.
Also schön leise gemacht und noch die Zähnchen geputzt, bevor es dann ins verdiente haia Bett ging.

Durch den Sangria musstet ihr ein wenig länger auf den Tagesbericht warten, aber an diesem Abend konnte ich nicht mehr schreiben ;)

Anekdote des Tages:
Hallelujah auf Gitarre, willkommen in meiner neuen Welt ;)