Pamplona - puente la reina

93,9 km

Langsam folgt Rutine

Das Aufstehen in Pamplona war mein schönstes, seitdem ich hier bin.
Endlich mal entspannt durchgeschlafen.
Das Hotel war einfach Spitze.

Nach 3 Tagen mit meinem 11kg Rucksack, freute ich mich heute mal den Rucksacktransfer aus zu probieren.
Die Mädels haben das immer gemacht und ihre Rucksäcke für 5 Euro von Hotel zu Hotel bringen lassen.
Ganz praktisch, wenn man mal Etappen hat, wo es viel aufwärts geht.

Voll ausgeruht traf ich mich dann wieder mit den Vikings und wir haben erstmal den nächsten Bäcker in der Stadt aufgesucht.
Frisch gepresster Orangensaft ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres morgens.
Man findet ihn auch fast überall, wo man sich mit Frühstück eindecken kann.
Könnt ich mich glatt dran gewöhnen.
Muss ich mal mit meinem Team auf der Arbeit drüber reden ;)

Nach 4,7km quer durch die Stadt, verließen wir dann das magische Pamplona und waren wieder Outback auf dem Camino unterwegs.

Am Vorabend haben wir uns wegen dem anfänglich harten Aufstieg Gedanken gemacht.
Als wir dann aber Meter für Meter hinter uns ließen, war es aber überhaupt nicht schlimm.
Man kann irgendwie nicht so viel auf die Zeichnungen im Reiseführer geben, denn Live ist es immer wieder anders.
Mittlerweile weiß ich, das Bergauf nicht schlimm sein muss, solang es nicht wie am ersten Tag 5km permanent Bergauf geht.
Solange man nach kurzen Anstiegen immer mal wieder geradeaus oder runter läuft und man kurze Regenerationsphasen hat, ist alles super.
Auch sieht man auf den Zeichnungen nicht genau, ob es ein sanfter oder harter Anstieg ist.

Zudem muss ich sagen, das der Körper es genossen hat, heute mal keinen Rucksack dabei zu haben ;)
Ich spielte teilweise wie Bambi auf ;))

Entgegen aller Erwartungen machten wir also eine recht gute Figur beim erklimmen der Höhenmeter.

Das einzige was wirklich zum ersten Mal richtig zuschlug, war das Wetter!
Die Hitze macht einem dann doch schon stark zu schaffen und man jubelt bei jeder kleinen Windböhe die einen umstreichelt.
Mittlerweile sehe ich auch mehr und mehr wie ein Spanier aus, da mein Gesicht und Arme ziemlich Farbe bekommen haben.

Die Mädels lachten sich jedes Mal kaputt, wenn alle einheimischen auf mich zu liefen und in spanisch loslegten.
So entstand dann, dass ich mich von nun an Carlos nannte.
Daraus entwickelte sich dann irgendwann noch Carlos Emilio Escobar und ich war dann der Manager, wenn was mit dem Service beim Mittag oder Abendessen nicht lief ;)

„Wissen sie mit wem sie sprechen
Carrrrrrlosssss Emillio Escobarrrrr“

Unser Running Gag war geboren ;)

Nach ca.2 Stunden haben wir ca 2 km vor der Bergspitze Mittag gemacht.
Diesmal leider nicht so schön wie am Vortag, aber das ist meist dann auch egal, wenn du zur Halbzeit fertig bist und einfach mal Kräfte tanken magst.

Generell finde ich es aber immer spannend auf was für ein Dorf man zur Mitte so trifft und was es da für Möglichkeiten gibt.

Am zweiten Tag sind wir am ersten Restaurant vorbei gelaufen, was auch ziemlich nett aussah und mussten dann mit dem letzten Laden im Dorf vorlieb nehmen, der ziemlich kahl und nur mit 2 Bänken ausgestattet war.

Somit haben wir gelernt, immer die erste Möglichkeit zu nutzen und nicht zu riskieren, am Ende des Dorfes garnichts mehr zu bekommen.

Meistens kommt nach den Dörfern 4-7km garnichts mehr und das wäre fatal auf solchen Wanderungen.

Auch wenn wir seit unserer ersten Erste Hilfe Begegnung immer eine Notfallschokolade im Rucksack hatten ;)

Beim heutigen Mittag konnten wir ein paar Amerikaner kennenlernen, die mir mal so garnicht zusagten.
Eine Tochter von denen erinnerte mich die ganze Zeit an irgendeine Figur aus einem Horrorfilm und dann schreite sie immer mit ihrem amazing und awesomeeee durch die Gegend, so das ich jedes Mal das zucken bekam, wenn sie mein Blick- oder Hörfeld betrat.

Im Schlepptau hatten sie noch eine ziemlich kräftige Österreicherin dabei, welche nicht minder aufgedreht war und mir andauernd ein Gespräch aufs Auge drücken wollte, weil ich ja der erste Grieche bin, den sie auf dem Weg trifft.

Die Mädels haben sich köstlich amüsiert und ich hatte Angst, was ich machen soll, wenn meine Vikings morgen wieder abreisen...

Solche Begleitungen, oder die Gruppe vom Vortag wollte ich mal garnicht akzeptieren.

Naja Lektion vom Vortag,  „Nicht viele Gedanken machen“, also Gedanken erstmal wieder bei Seite geschuppst.

Als wir dann wieder aufbrachen, erreichten wir nach ca.1 Stunde schweißtreibenden Aufstieg den Gipfel.
Neben dem herrlich erfrischendem Wind, gab es dort dann auch einen traumhaften Ausblick und lauter Pilgerskulpturen aus Blech, fürs Auge zu sehen.

Schönes Plätzchen und zum ersten Mal habe ich mal Minuten lang einfach das Panorama auf mich wirken lassen.
Das kann was...
Natur ist dann doch etwas feines...

Genug der der Pilgeromantik gewidmet und dann mehrere km wieder stets Bergab.
Natürlich wiederauf den unterschiedlichsten Untergründen und somit schön anspruchsvoll für die Füße und Waden.

Wir machten uns ja viele Gedanken vorher, aber letztendlich war es eine schöne und abwechslungsreiche Etappe.

Als wir dann ca. wieder mal so um 16-17uhr ankamen, konnte ich mir erstmal ein schönes Bad einlassen und habe herrlich relaxt.
Diesmal konnte ich mir schon am
Vortag ein Zimmer sichern weil die Mädels mir ihr Hotel über booking gezeigt hatten und ich bei 60Euro für Klima, Badewanne und Biergarten nicht nein sagen konnte ;)

Also ein Bad nach 4 Tagen laufen war der Hammer!
Meine Beine und Füße waren wie ausgewechselt.
Das werde ich auf dem Weg nicht ein letztes Mal gemacht haben ;) 

Zum Abendbrot gab es leckeres Buffet, was meine Stimmung insgesamt noch mehr in die Decke schießen lies ;)

Gutes Essen ist auf dem Camino nicht selbstverständlich, da du nie so richtig weißt was du da bestellst.

Zwar sind alle Karten meist auch auf englisch, aber jeder bereitet alles anders zu.
Sandwich kann was leckeres und frisches sein, kann aber auch ein Todschläger mit ner Scheibe vertrockneter Salami sein.

Steak kann ich bisher nirgends empfehlen, es sei denn man hängt nicht so an seinen Zähnen und hat ne überragende Kaumuskulstur.

Nachdem wir wieder mal bis ca.23 Uhr zusammen was getrunken hatten, ging es dann ein wenig wehmütig ins Bett.
Wohlwissentlich, dass das unser letzter gemeinsamer Abend war, da die Damen nach unserer nächsten Tagesetappe mit dem
Bus nach Biarritz fahren, von wo sie dann 2 Tage später wieder nach Hause düsen.

Irgendwie komisch.
Erst kommt man an und will seine Ruhe, dann nippelt man fast ab und wird von 2 Englein gerettet und schwups von der einen auf die andere Sekunde ist man die nächsten Tage nicht mehr alleine.
Man gewöhnt sich dann so sehr aneinander, das es ein kleines Loch in einem erzeugt, wenn man an den Abschied denkt.

So schnell geht das dann...

Den Abend habe ich dann gebetet, dass ich bitte noch mal annähernd so tolle Menschen finde, wie meine beiden Vikings ;)

Anekdote des Tages:
Menschen können einem schnell ans Herz wachsen und manche wiederum nicht ;)