Ich geb’s auf irgendwas darüber
zu schreiben,
nur soviel, der erste stand
um 3Uhr nachts auf und machte sich auf dem Weg.
Der Zweite und Dritte gegen
4:30Uhr.
Um 6:30Uhr war dann das
Licht an.
Guten Morgen
Herberge!
Mir alles egal, heute gehts
in die Stadt der Löwen.
In Leon findet ihr an jeder
Häuserecke einen Löwen abgebildet.
Zudem habe ich ein schönes
Hotel für 2 Tage gebucht, was direkt an der Kathedrale ist.
Somit war es heute schwer,
mein Gemüt zu verdunkeln ;)
Als wir losgingen verspürte
Danni starke Schmerzen an den Versen.
Zwar waren die Blasen
gestern behandelt, aber dadurch das alles frisch aufgestochen war, brannte es wohl wie Feuer, wenn der Schuh gegen die Verse drückte.
Sie versuchte mehrmals
trotzdem weiter zu laufen, aber es war so schlimm, das sie mit dem Gedanken spielte mit dem Bus zu fahren.
Nach ein wenig
Brainstorming, schlug ich dann vor, die Schuhe aus zu lassen.
Wir liefen ja parallel zur
Straße und da könne sie auch auf Socken laufen.
Zunächst unsicher ob sie
auf Socken den Camino laufen wollte, war es ihr sichtlich an zu merken, das es viel besser war.
Da ich wusste das wir nicht
den ganzen Weg die Chance haben auf der Straße zu laufen, schlug ich dann vor im nächsten Dorf nach Sandalen zu schauen.
Sie ärgerte sich dann
darüber, das sie ihre Flip Flops nicht mitgenommen hat.
Bis zum nächsten Dorf waren
es 6 km, welche sie ohne Wanderstiefel wunderbar schaffte.
Angekommen in dem kleinen
„Städchen“ suchten wir also einen Schuhladen oder ähnliches.
Durch die Hilfe von ein
paar Einheimischen, fanden wir schließlich auch einen kleinen Schuhladen, der auch tatsächlich geöffnet hatte.
Viele Läden öffnen und
schließen wie sie möchten.
Das erinnerte mich immer
ein wenig an den Secondhand Laden einer Freundin, die ähnlich nach befinden öffnet und schließt ;)
Im Laden waren sehr viele
5-10 Euro Schuhe.
Hässliche Pumps mit
Panyetten, Billig-Sneakers und ähnlichem.
Eigentlich war der Laden
wie ein alter Schuhladen, der über Generationen weiter vererbt wurde, aber das Sortiment war wirklich grausam ;)
Es stellte sich raus, das
der Besitzer deutsch kann und viele Jahre in der Nähe von München gelebt hat.
Lustiger Weise hat er
wirklich den Laden geerbt und ist dann wegen dem Laden vor 20 Jahren wieder zurück nach Spanien gezogen.
Ich fragte mich nur, wieso
man für ein 10Euro Schuhladen zurück nach Spanien geht, aber gut, er meinte er musste das alles übernehmen und fährt trotzdem alle 4 Jahre nach München aufs Oktoberfest um Deutschland
immer mal wieder zu sehen.
Schuhe konnte er aber auch
nicht so wirklich verkaufen.
Danni fragte nach Sandalen
in Größe 36-37, aber er hatte wohl nichts da.
Als wir wieder raus gingen,
sagte ich ihr, das so Hotelschlappen es auch tuen würden.
Es geht ja nur darum, was
unter den Füßen zu haben, wenn mal keine Straße vorhanden ist und sie auf den steinigen wegen laufen muss.
Nach ein paar skeptischen
Blicken ihrerseits, gingen wir wieder rein und sie fragte ihn ob er sowas in der Größe hat.
Die gab es leider nur in
42-43, aber er hätte noch andere offene Schuhe!
Und da kam er dann mit den
wunderschönsten offenen Puschis die man sich vorstellen kann.
Weiße Gummi-Plastiksohle,
oben blauer Frottee und Verse sowie vorne offen.
Ein Schmuckstück, wo
vermutlich alle russischen Damen gefragt hätten, wo sie den schicken Wanderschuh gekauft hat ;)
Nach viel Diskussion und
viel falscher Eitelkeit, konnte ich sie überzeugen, das er für unsere Zwecke völlig ausreicht.
Die Scharm war natürlich
groß, das die anderen Pilger sie mit diesen Tussipantoffeln sehen könnten.
Ich sagte nur, das die
Alternative Bus fahren hieß und da probierte sie ein paar Schritte in den flotten Puschis, bevor sie einwilligte und für ganze 9 Euro diese Juwelen ergattern durfte.
Es war eine wahre Pracht
;)
Als wir das Städtchen
hinter uns erlassen haben, kamen wir aus dem Lachen nicht mehr raus.
Gestern schickte sie noch
allen in der Heimat ein Foto von ihren wirklich schockierenden Blasen und heute bekamen alle Pilgern in Tussipuschis mit der Überschrift „Aufgeben zählt nicht“
zugeschickt.
Ich hätte so gerne mal die
Gesichter der Leute fotografiert, welche sie von unten bis oben anguckten, als verwechsle den Rosenmontagunzug mit dem Camino. ;))
Ich schlug also noch vor
eine schöne Luis Vuitton dazu zu besorgen.
In Kombination vermutlich
ein Hingucker vor dem Herren ;))
Nachdem wir das „Städtchen“
dann verlassen haben, konnten die Puschis dann ihre Outdoorqualitäten beweisen und ich muss sagen; Schon schlechteres Schuhmaterial auf dem Camino gesehen ;)
Die haben wirklich 20 km
auf Stock und Stein überstanden und hatten keinerlei Verschleißspuren.
Auf dem Weg begann Danni
sogar die Schuhe zu mögen.
Wie wäre es wohl damit, den
restlichen Camino bis Santiago zu laufen und dann an der Kathedrale mit diesen Hinguckern ein zu marschieren ;))
Die letzten 5 km waren wie
immer ein wenig schwerer zu absolvieren, vorallem aber weil es kurz vor Leon nochmal schön Bergab geht.
Einerseits für den
angeschlagen Muskel von Danni nicht ganz so schön und andererseits mit den Schuhen nicht ganz so einfach zu passieren, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, aus zu rutschen.
Aber auch diese Hürde wurde
erfolgreich gemeistert und entgegengesetzt wie ich dachte, kamen wir noch recht zeitig in Leon gegen 16:30Uhr an.
Bei dem Start und den
Anfangsschwierigkeiten dachte ich mir eher so 20Uhr.
In Leon bezog ich dann mein
herrliches Zimmer genau gegenüber von der berühmten Kathedrale.
In dem Hotel wurde alles
mit Naturstein belassen und mit Holz veredelt.
Ich fühlte mich wirklich
pudelwohl.
Mit danni hatte ich
abgemacht, gegen 19-20 Uhr vor der Kathedrale zu treffen, damit wir dann nochmal zusammen was essen können.
Sie hatte sich vorgenommen
morgen weiter zu gehen, da sie unbedingt zum 01.10 da sein wollte.
Im Gegensatz zu mir hat sie
schon den Rückflug gebucht und kann sich keine großen Verzögerungen leisten.
Sie möchte wie viele andere
noch mach Finisterre ( Ans Ende der Welt ) und da noch mal 1-2 Tage abspannen, bevor sie nach Hause fliegt.
Leider kann ich darauf
keine Rücksicht nehmen, da ich nunmal nicht gekommen bin um es schnellst möglich zu absolvieren, sondern um mich über längerer Zeit in Bewegung zu halten.
Meine Cheatdays sind mir
heilig und ich glaube das ich auch genau deswegen bis heute noch immer beschwerdefrei marschieren kann.
Wir haben gesagt, sofern
der Camino will , kreuzen sich wie immer die Wege und wenn nicht ist mein Job als motivierende Stütze und ihr Job als Ruheanker an meiner Seite vorbei.
Der Camino entscheidet wer
wann wen wo trifft!
Auch in den letzten Tagen
haben wir immer wieder die gleichen Gesichter gesehen, wo wir mittlerweile auch immer kleine Anekdoten zu haben.
Die aber jeden Tag alle auf
zu führen würde wie gesagt den Rahmen des Blogs sprengen.
Daher erwähne ich lieber
nachträglich die Personen, falls Sie noch eine bedeutsame Rolle in meinem Camino spielen.
Ansonsten mach ich ein
BestOf Anonymer Spaziergänger am Ende meiner Reise ;))
Wir trafen uns also um 20 Uhr
an der Kathedrale und hielten Ausschau nach einem netten kleinen Resturant.
In so Städten macht das ja
wirklich Spaß kleine Schätze zu entdecken.
Als wir dann plötzlich Simon
entdeckten.
Simon war ein 22Jähriger
Jurastudent aus Hamburg.
Danny kannte ihn noch von
vorher auf dem Camino und ist auch eine Stück mit ihm gegangen.
Wir trafen ihn vor 2 Tagen
unterwegs.
Zunächst beim Mittag, als er
kurz zum Tisch kam und einen kleinen Schnack setzte und noch einmal auf dem Weg, als er sich zu uns an eine Bank setzte wo wir eine kleine Pause machten.
Er schien sehr selbstbewusst zu
sein und hatte einen harten Schnack für sein Alter auf dem Kasten.
Ich dachte direkt, aus gutem
Elternhaus und wenig Geldsorgen..
Als wir ihn dann da in Leon
saßen sahen, haben wir ihn gegrüßt und nachdem wir ihm sagten das wir was essen wollten, fragte er ob er sich anschließen darf.
Natürlich war er herzlichst
eingeladen uns Gesellschaft zu leisten und so zogen wir durch die kleinen Gassen von Leon.
Leider gab es überall nur das
klassische Pilgermenü.
Ich wollte aber unbedingt
Pasta.
Als wir etwas fanden, was
wenigstens 4 Pastasorten zur Auswahl hatte (Für spanische Verhältnisse schon sehr viel), ließen wir uns dort nieder.
Dort hingesetzt hieß es dann,
das es leider kein Essen mehr gibt.
Sehr irritierend, da die
Spanier ja eigentlich nicht vor 19-20Uhr essen gehen.
Wir wollten dann wenigstens was
trinken, aber leider hatten sie kein Sangria, dafür aber eine andere Version mit Lemon, s
die Simon sehr empfehlen
konnte.
In der Tat war das Mega lecker
und fast besser als der Klassische.
Nachdem wir dann weiter sind,
wollte Simon unbedingt in eine Tapasbar, wo er leckeres auf Quipe entdeckt hatte.
Wir bestellten wieder diesen
leckeren Spezialsangria und Simon bestellte sich zwar was zu essen, aber wir wollten noch wo anders gucken.
Nachdem wir aber dann den
zweiten Drink fertig hatten, hatten wir plötzlich garkein Hunger mehr.
Es war auch schon fast 22Uhr
und wir beschlossen uns mit einem Drink vor die Kathedrale zu setzen um noch ein wenig zu schnacken.
Was dann folgte war eine
legendäre Rhetorikschlacht über die Asylpolitik von Deutschland.
Eigentlich habe ich nur
angemerkt, das das nicht nur Deutschland stark beschäftigt, sondern auch Kanadier, Iren, Schweden oder auch Engländer sich sehr viel mit dem Thema auf dem Camino beschäftigten.
Es ist ein Trugschluss, wenn
man glaubt das es nur Deutschland wegen Angela betroffen hätte.
Naja, ich teilte ihm mit das
ich ziemlich traurig über die Entwicklung in Deutschland bin und mir langsam sorgen mach, das bald ganz Deutschland nurnoch in links oder rechts aufgeteilt ist, welche sich gegenseitig die
Köpfe einhauen.
Gefühlt gibt es keine mitte
mehr, weil jeder der was gegen die Asylpolitik hat, sofort als Nazi abgestempelt wird.
Ich teilte ihm mit das sich
Menschen halt berechtigter Weise sorgen machen, wie das System damit klar kommen will und das diese Leute sofort als rechts eingestuft werden.
Genauso wie zwar fast jeder Afd
Politiker rechts ist, aber noch lange nicht jeder Afd Wähler...
Nachdem es eigentlich recht
emotionslos anfing, merkte ich sichtlich, wie Sören immer sticheliger wurde.
Bei manchen Punkten habe ich
ihn dann garnicht erst ausreden lassen, da mir seine Ansicht zu links war und klang als wenn er einfach nur was gegen jeden der gegen die Asylpolitik ist eine gewisse Abneigung
hatte.
Ohne ins Detail zu gehen, wurde
daraus ein so emotionaler, verbaler Schlagabtausch, das am Ende er zitternde Hände hatte und meinte das er sowas noch nie erlebt hatte.
Er fühlte sich persönlich durch
mich beleidigt und angegangen von mir.
Tja, er kennt mich nicht, wenn
es ums diskutieren geht und auchnoch um Themen die mich emotional aufwühlen, dann kann man mit mir schonmal ein Feuerwerk der Emotionen erleben ;)))
Ich habe ihm dann zu verstehen
gegeben, das er das nicht persönlich nehmen soll und das ich ihm recht gebe, das man Leute nicht unterbricht.
Ich weiß ja selbst, das ich
dazu neige manchmal nicht aussprechen zu lassen.
Aber ich kann auch nicht
wirklich was dagegen machen.
Sobald ein Satz schon meines
erachtens falsch angefangen wird, brodelt es in mir und ich muss sofort ein Gegenargument raus hauen.
Ich habe dann auch keine Geduld
die Poente ab zu warten, da mir das dann zu lange dauert ;)
Dennoch muss ich sagen, das er
in manchen Punkten auch zu selbstherrlich argumentiert hat und meine Rede als Stammtischparolen abgetan hat.
Wer mich kennt, weiß das dann
mein Killerinstinkt in der Diskussion erst recht geweckt wird ;)
Es dauerte bestimmt ne halbe
Stunde bis er sich wieder beruhigte und auch Danni ihm versuchte zu erklären das ich nicht wirklich ihn angegriffen habe, sondern das wir Südländer so argumentieren.
Wenn wir über eine Sache
sprechen die uns emotional bewegt, gestikulieren wir wie wild, werden lauter , unterbrechen und wirken insgesamt als wenn wir aufgebracht wären.
Unser Puls ist dabei aber
nahezu Standard-Ruhepuls.
Jeder kennt es , wenn
südländische ältere Ehepaare lauter miteinander rum schreien und jeder denkt, oh mein Gott die gehen sich gleich an die Gurgel.
Dabei reden sie darüber was er
morgen anziehen soll und sie ihm sagt das sein Lieblingshemd noch in der Wäsche ist ;)
Als ich ihn dann wieder
aufgebaut habe und er sagte das er kurz davor war weg zu laufen, fragte ich ihn nach seinem Sternzeichen.
Und als er Zwilling sagte
musste ich voll lachen.
Ich hatte es ungelogen schon
vorher geahnt, weil er mich an einen guten Freund erinnerte.
Dieser Freund hasste es auch
unendlich unterbrochen zu werden, ist generell sehr ausgeglichen, aber kann auch bei dem richtigen Gespräch sehr emotional werden, ist genauso wissbegierig und zitiert genauso Statistiken und
Foeschungen, liebt Humor und kann stundenlange Monologe führen ;)
Simon erinnerte mich an die 15
Jahre jüngere Version von Arthur ;))
Wir machten danach wieder ein
wenig Späßchen, fanden ein Par andere Themen, wo wir dann wieder gleicher Meinung waren und haben uns dann auch wieder lieb gehabt.
Zumindest habe ich das so im
Gefühl gehabt ;)
Er sagte das er auch morgen
Pause machen würde und wir sahen Danni an, das sie jetzt auch grübelte.
Ein Tag Pause würde ihren
Blasen auf jedenfall gut tuen.
Dem allgemeinen Wohlbefinden
ganz zu schweigen.
Wir verabschiedeten uns also
und ich tauschte mit Simon die Nummern aus.
Danni wollte uns morgen
mitteilen wie sie sich entschieden hat.
Sie müsse drüber nachdenken und
mal gucken wie es den Füßen morgen geht.
Ich gab ihr die Gehttofaust und
sagte, lass den Camino entscheiden, er hat bis jetzt immer die richtigen Entscheidungen getroffen.
Ansonsten hole ich sie schon
wieder ein ;))
Ich ging leicht anwachwippst in
mein Hotel und freute mich endlich mal wieder richtig ausschlafen zu können.
Die letzten Tage haben mir viel
abverlangt, körperlich wie geistig und ich brauchte unbedingt mal Zeit zum nachdenken...
Es ist für meinen Kopf genau
die richtige Phase und ich hoffe jetzt Tag für Tag mehr den großen Durchbruch zu schaffen.
Ich hab da ja auch noch die
unwesentlich kleine Challange, das Rauchen auf zu hören und langsam
rennt mir die Zeit weg, das
hier zu tuen ;)
Aber eins nachdem
anderen.
Man kann nicht alle Probleme
gleichzeitig angehen und manch Phasen in den letzten Tagen, waren nicht förderlich genau jetzt auf zu hören.
Ein wenig Zeit hab ich ja
noch.
Morgen kann ich dann endlich
mal ein paar Tage aufholen, ich hoffe das ich wieder halbwegs aktuell schreiben kann.
Viele hatten sich ja schon
gewundert ;)
Herzliche Grüße in die Heimat
und Grüße aus der Stadt der Löwen ;)
Anekdote des Tages:
Ich will auch so coole Puschis um den Camino zu rocken ;))