Ich glaub es geht schon wieder
los....;)
Nach einem Tag Pause, bin ich
wieder voll im Camino Fieber.
Ich bin super froh gewesen, gestern
mal einen Tag ausgesetzt zu haben und die letzten 5 Tage revue passieren gelassen zu haben.
Nach dem Abschied der Beiden und
der wirklich harten Strapazen für Füße und Beine, tat das richtig gut.
Viele laufen erstmal solange sie
können um dann hinterher mal ne Pause zu machen, wenn sie es wirklich brauchen.
Ich bin eher ein Verfechter dafür,
mal zu pausieren „bevor“ man wirklich nicht mehr kann.
Gerade der Start ist aus meiner
Sicht das wichtigste und da kann man am meisten falsch machen.
Jetzt habe ich Energie getankt, dem
Körper Zeit zum auftanken gegeben, die Tage nochmal reflektiert und Gedanken zu „Papier“ gebracht.
Beste Vorraussetzungen dafür, ein
neues Kapitel ein zu schlagen.
Wie ich ja schon schrieb, habe ich
mich dann gestern mit der jungen Dame mit dem Fussproblem wieder getroffen.
Sie heißt übrigens
Melanie.
Ich hatte bis 12 geschlafen, hab
dann am Blog weiter geschrieben und habe mich dann um 15 Uhr mit ihr getroffen.
Beim Essen haben wir dann weitere
Philosophien ausgetauscht, wie man das Projekt Camino am besten angehen sollte.
Am Ende haben wir gesagt, sie gibt
am nächsten Tag ihren Rucksack ab und probiert mal den Rucksacktransfer.
Einfach mal ohne 10kg
probieren.
Zudem war ich mit ihr in der
Apotheke und habe die Voltaren-Tabletten besorgt.
Beim verabschieden habe ich ihr
angeboten zusammen zu laufen und sie schaut mal, ob und wie lange sie den Rhythmus mit machen kann.
Sie sehnt sich nach dem
Camino-Erlebnis gemeinsam zu laufen, ich bin eh gerade wieder alleine unterwegs, also warum nicht.
Wenn es nicht klappt, muss ich
alleine weiter ziehen, aber die Chance wollte ich ihr geben.
Um 20Uhr war ich dann gestern
wieder im Bett, habe weiter am Blog geschrieben und ja dann auch schließlich gestern veröffentlicht.
Ich hatte es ehrlich gesagt sehr
genossen, so viel Zuspruch aus der Heimat über verschiedene Wege zu erhalten.
An dieser Stelle möchte ich mich
nochmal ganz herzlich bedanken!
Das so viele Menschen mir Kraft und
Glück wünschen und auch so viele positives Feedback für meine Reisetagebuch übrig hatten, war ein schöner Moment, der mir noch mal ganz viel Kraft im Herzen gegeben hat.
Mein Gott klingt das unmännlich
zart, aber
so weit weg von zu Hause, ist das
einfach mal Balsam für die Seele!
Also nochmal Danke und ganz liebe
Grüße an jeden Einzelnen zurück.
Heute morgen ging es dann wie
besprochen um 9 Uhr los.
Ich traf mich mit Melanie am
verabredeten Punkt und staunte schonmal das sie wirklich ohne Rucksack auftauchte.
Hat sie also wirklich
gemacht.
Zettel ausgefüllt und den Rucksack
schonmal vorgeschickt.
Mit den Tabletten einnehmen klappte
es noch nicht ganz, das haben wir aber beim nächsten Bäcker , wo ich meinen alltäglichen frisch gepressten Orangensaft bekam, dann nachgeholt.
Das man junge Menschen immer zu
ihrem Glück zwingen muss ;)
Gelle Mama ? ;))
Die ersten km gingen wirklich gut
voran.
Hätte ich nicht gedacht, das ich
mit Melli an der Seite fast die Zeit schaffe, wie mit meinen Vikings.
Aber sie hat sich wirklich toll
fokussiert und hat super mitgezogen.
Dachte das irgendwie was kommen
würde, wie mein Schnürsenkel ist abgebrochen, oder meine Schuhe verblassen, lauf schonmal vor ;)
Ne ganz im Gegenteil, als wir ab km
5 bis km 10 dann echt mit guten Anstiegen zu kämpfen hatten, lief mir die Suppe und ich hechelte wie ein Seehundbaby was sich am Fisch verschluckte,
sie hingegen lief seelenruhig
weiter und grinste vor sich hin.
So haben wir nicht gewettet
Fräulein.
Erst pushe ich sie und versuche mit
2-3 Tricks ihr Handicap aus zu schalten und dann steht sie nach 7km neben mir und fragt ob sie die Batterien meines Herzschrittmachers austauschen soll ;)
Ob das wohl ein Trick vom deutschen
Sportbund war um mich zu testen?
Nen hinkenden Olympiasieger auf den
Jakobsweg zu schicken um Talente zu suchen.
Natürlich sehe ich ziemlich
athletisch aus, mit meinen Treckingschuhen, Wanderstöcken und Rucksack am Rücken und dann noch den extrem breiten Schultern nicht zu vergessen.
Das ist schon ein Bild am
Camino!
Aber , spätestens als ich sagte das
ich Grieche bin, hätte sie ja merken sollen , das ich mich mehr zu saftigen Steaks hingezogen fühle, als zu ner doofen Medallie, die ja noch nichtmal komplett aus Gold ist ;)
Naja, ich tat erstmal so, als wenn
ich ihre Aufgabe am Camino nicht entlarvt hätte...
Dann muss ich eingestehen, hab ich
mal einen der wenigen Fehler begangen, die ich manchmal so der Quote halber begehe.
Zu perfekte Menschen mag ja keiner
;))
Ich dachte, wir sind im vorletzten
Dorf und laufen noch eins weiter, da können wir dann Mittag machen.
Haben also einen Kiosk vor dem wir
standen, gekonnt ignoriert.
Tschüss kalte Cola, Tschüss
leckeres Salami Sandwich, ein fettes Tschüss In mein Gesicht hätte ich verdient gehabt ....
Es war schon das letzte Dorf, bevor
es dann 12km bis zum Ziel querfeldein ging.
Nichts mehr mit tollem Bistro zum
Mittag machen.
Ich hatte mich so drauf
gefreut!
Mittag machen ist einer der
schönsten Ereignisse am Camino, weil da so viele Eindrück einfliegen und man wirklich richtig toll abschalten kann, nachdem man 10km abgespult hat.
Naja, jetzt war es wieder da, das
Gefühl im Hals und im Magen, als ich mit Mama meine Kindergartengruppe verpasste ;)
Kurz nach dem Dorf kam dann ein
kleiner schattiger Platz, mit einem leider vertrocknetem Brunnen.
Normal konnte man da Wasser
auffüllen, aber kam nichts raus.
Mittlerweile stiegen die
Temperaturen wieder auf 26-28 grad und es wurde wieder mächtig heiß.
Joa mal biste der Hund und mal
biste der Baum.
Langsam fühlte ich mich wie ein
Baum, auf einer Hundegeburtstagsparty zum Bäume anpinkeln. All You can Pi.....
Wo ist der Regenschirm wenn man ihn
mal braucht.
Aaaaaaaber der Camino wäre nicht
der Camino, wenn sich nicht aufeinmal doch noch nach insgesamt 15km ein Regenschirm sich aufgespannt hätte.
Wie eine Fatamorgana war plötzlich
ein kleiner mobiler Kiosk am Feld mit lauter Bänken und schattigen Boxen.
Mitten im nirgenwo.
Ich musste mich erstmal heimlich in
der Hose kneifen...
Es war grandios.
Einmal alles was du hast rief ich
schon von weitem zu...
Er dachte wohl es sei ein Witz, das
Lachen suchte er aber vergeblich in meinem Gesicht...
Er kann wirklich von Glück reden,
das die keine Karte aktzeptiert haben, somit lies ich ihm seinen mobilen Kiosk und begnügte mich mit nem Orangensaft,
ner kalten Cola, nem Gatorade und nem Hamburger.
Ich denke die pfiffig
zusammengestellte Mischung aus Zucker, Flüssigkeit und Ballaststoffen sollte erstmal genügen ;)
Und dann zeigte sich wieder warum
ich so gerne Mittag mache.
Alle kamen sie;
-Das ältere Pärchen aus Unna, was
wir unterwegs trafen, die immer 4-5 Etappen laufen, zurück mit dem Bus fahren um den Wohnwagen nach zu holen, um ihn dann wieder 4-5 Etappen weiter vor zu fahren und wieder mit dem Bus zurück
fahren um weiter zu laufen!
Den Rhythmus ungefähr 4 Wochen
lang.
-Die Französin, die aus Paris kam
und wir schon morgens am Start beim Bäcker trafen.
- 2 richtig lustige Genossen aus
der Nähe von Stuttgart, die wirklich dauerlachten, obwohl einer schon ungelogen 12-13 Blasenpflaster am Fuß hatte und nur noch unter Ibu wirklich weiter laufen konnte!
( Hat Ibu eine Drogengleiche
Wirkung bei Überkonsomierung?)
Und noch 2-3 Menschen die einfach
nur die Ränge füllten...
Achso, den Verkäufer sollten wir
mal mit erwähnen, weil er erzählte mir auf 20m Entfernung zu meinem Platz, irgendetwas auf spanisch , was sich mir nie erschließ.
Obwohl ich stets Englisch mit ihm
geredet hatte, gestikulierte und brabbelte er ohne Punkt und Komma, während er erwartungsvoll in meine Augen schaute.
Tjoa, da hab ich ihm alle meine
erlernten Spanisch-Kenntnisse der vergangenen Jahre rausgehauen, und habe ihm einfach lächend zu genickt.
War er zufrieden !
Wusste ich doch, das er mich trotz
Akzent versteht ;)
Es entwickelten sich tolle
Unterhaltungen in deutsch, englisch, gebärdisch oder einfach mal telepathisch...
Viel gelacht und der ein oder
andere gönnte sich schon ein Bier, obwohl es normalerweise nicht so üblich war beim laufen....
Uwe und Daniel waren richtig lustig
und um so mehr freute es uns dann die beiden, genauso wie die Französin und noch 2 Leute vor der Herberge in Los Arcos Wiederzutreffen.
Ja ihr habt richtig
gelesen!
Ich wagte es!
Meine erste Nacht in einer Pilger
Herberge...
9 Euro die Nacht!
Mega , dafür das ich sonst 40-80
Euro pro Nacht bezahlt habe ;)
Schnell musste ich die folgenden
sich immer ähnelden Regeln verinnerlichen:
- um 22 Uhr ist
Sperrstunde!
Danach kommst du nicht mehr
rein!
Um 22:30 Uhr geht das Licht
aus!
- Geduscht wird in Sammelduschen
getrennt Männlein von Weiblein.
- Jeder sucht sich eine Matratze
die frei ist und sichert sie mit seinem Rucksack als geblockt.
- Manchmal gibt es eine Küche, wo
man gemeinsam, alleine ,oder ein Herbergsvater/Mutter für alle kocht.
- Die meisten stehen schon um 5 Uhr
auf und es wird dann ruckartig ab 6 Uhr laut im Heim.
Bestimmt gab es noch mehr , aber
das reichte mir schon um Übelkeit zu verspüren ;)
Naja, angekommen war alles ganz
cool!
Erstmal bezahlen, dann wurde alles
gezeigt.
Wir hatten sogar nen coolen Garten
und es gab keine Betten auf den Zimmern , sondern wir bekamen Matratzen auf dem Dachboden zugewiesen.
Ahnend, das das stickig werden
konnte, hab ich die auf Höhe eine kleinen Fensters genommen.
So hab ich wenigstens frische
Luft.
Einmal die schicke Matratze mit
Klimaanalge bitte ;)
Melanie, Uwe, Daniel und ich sind
dann gemeinsam nach dem duschen was essen gegangen.
Dort hatten wir dann eine Begnung
der dritten Art!
Wie kamen zu einer kleinen
Bäckerei, die echt lecker belegte Baguetts hatte!
Da Mellie gerne fotografierte,
machte sie schnell ein Bild davon.
Keine 10 Sekunden später kam eine
Dame raus geschossen, sie solle sofort die Fotos löschen.
Es war wirklich hinten an der Wand
versteckt das man keine Bilder machen soll.
Melli versuchte sie verkrampft zu
löschen aber es klappte irgendwie nicht sofort.
Ich begann zu lachen und fragte ob
das Geheimagentennahrung sei...
Nuja, ich find mich ja auch nicht
immer witzig, aber muss man direkt den Mann raus rufen und dann miteinander fuchtelnd, drohend und fluchend sich vor mir aufbauen?
Also so aggressives Publikum hatte
ich schon lange nicht mehr erlebt.
Und das auf dem
Camino!
Doofköppe die!
Kulturbanausen!
Nach gefühlten 5 min gestekulierens
und meiner vergeblichen Versuche irgendwie deeskalierend auf englisch die Bande zu beruhigen, gab es 2 Optionen!
Ich entschied mich für Lächeln und
nicken ;)
Beim Essen haben wir dann noch ein
wenig verwundert rum geraten in welches Wespennest wir da gestochen hatten!
Vermutlich keine Lizenz für
Sandwich verkaufen oder doch ein Geheimlabor mit Coockierobotern wie bei „ich einfach unverbesserlich“ ?!
Wir werden es nie erfahren, aber
war schon hööööchst interessant, das es auch auf dem
Camino Idioten ersten Grades gibt
;)
Nachdem wir noch im Herbergsgarten
ein wenig geplaudert haben und das ein oder andere Bier getrunken haben, sind wir dann ins Bett!
Morgen Berichte ich mal, wie es so
ist, mit den anonymen Spaziergängern auch in einem Raum zu schlafen ;)
Ich bin jetzt wirklich müde, mache
meine Ohrstöpsel rein und hoffe das ich wenigstens bis halb 8 schlafen kann ;)
Anekdote des Tages:
Melanie ist nicht vom deutschen Sportbund, da sie die letzen 3km doch noch rum geweint hat ;)