Heute war ein doofer Tag,
leider mussten die Rucksäcke bis
8Uhr für den Rucksacktransfer abgegeben werden, daher war der Wecker schon auf Unzeit gestellt, weswegen ich dann schon um 7:40Uhr aufstehen musste und was mir einfach mal garnicht gut
tat.
Zudem wusste ich, bald ist Abschied
sagen angesagt.
Ein letztes mal brachen wir
gemeinsam auf um den Camino die Stirn zu bieten.
Ah, darf man ja so nicht
sagen.
Um den Camino gemeinsam genießen zu
dürfen ;)
Alles war schwerer als
sonst!
Auch wenn der 11kg Rucksack nicht
dabei war und ich eigentlich wieder befreit aufspielen müsste.
Die ersten 7km zogen sich wie
Gummi.
Die Sonne brannte diesmal so
richtig heftig und die Strecken zwischen den Dörfern fühlten sich wie gefühlte Ewigkeiten in der Wüste an.
Bei unserem ersten längeren Stop
nach 10km entschieden wir uns kein Mittag zu machen, sondern nur eine Erfrischung zu uns zu nehmen.
Die kalte Fanta Lemon war in der
Tat ein Höchstgenuss und bei dem Wetter eine willkommene Erfrischung.
Wenn man eh schon bedrückt ist,
kommen einem 31 grad im Freien wie die Sahara vor ;)
Danach ging es dann aber wieder ein
wenig und wir fanden dann auch zu unserem Rhythmus zurück.
Selbst für Sarkasmus war wieder
Kraft, so das wir nocheinmal zu alter Höchstform aufliefen.
Bei km 14 konnten wir dann auch
endlich Mittag machen und haben in einer netten Pizzaria ordentlich speisen können.
Wir stellten fest, das es garnicht
so schlecht ist, ein wenig später Mittag zu machen, da der Restweg nicht mehr so lange ist.
9km war machbar, auch wenn die
Sonne uns nochmal richtig zusetzen sollte.
Beim Mittag trafen wir dann Taco
den Hund wieder und leider auch die 10er Gruppe, welche wieder vor der Tür alles gab, den Camino Flair in Ballermannstimmung um zu schwenken...
In der Pizzaria sah ich dann ein
Mädel mit dem selben Camelbag wie ich und fragte ob sie aus Deutschland sei.
Als sie nickte und meinte aus Kiel
zu kommen, fragte ich warum sie alleine hier ist und nicht draußen bei der deutschen Ballermanngruppe.
Die sympathische Dame stellte dann
selbige Beobachtungen wie ich fest und meinte das ihr das zu viel ist...
Es war schön zu sehen, das ich es
nicht alleine so sehe, man fragt sich dann ja schon ob man selbst schon so alt ist das man anderen keinen Spaß mehr gönnt ;)
Wir waren nach dem Essen dann
ziemlich die Letzten die das Lokal verließen und robbten uns dann wie gesagt 9km durch brütende Hitze.
An diesem Tag lernte ich das es
sehr wichtig ist, sich nicht nur 1-2x mit Sonnencreme ein zu cremen, sondern wirklich bei jeder Pause mal zwischendurch.
Meine linke Wade war so verbrannt,
das ich beim laufen jeden mm Schatten aufsuchte, der sich auf den Feldern nur bot.
Das brannte sowas von und mit jedem
Sonnenstrahl wurde es schlimmer und schlimmer.
Ich hab dann Cremes drauf
geschmiert, ohne sie zu verreiben, das half dann die Zeit bis zum Ziel zu überbrücken.
Unterwegs trafen wir eine junge
Dame um die 19, welche mit einem langen
Pilgerstab und Hütchen angeschlagen die Brücke entlang schlürfte.
Ich weiß nicht wieso, aber ich
sagte reflexartig:
Mach dir keine Sorgen, es ist nicht
mehr weit.
Wieso ich nicht in Englisch wie
sonst immer sprach und sie wirklich Deutsche war, verstehe ich bis heute nicht.
Komischer Zufall...?!
Naja, aus einem kurzen
Gespräch heraus, erzählte sie, dass sie leicht angeschlagen ist, wegen einer Entzündung im Fuß.
Sie hat für die 5 Tagestouren jetzt
schon 7 gebraucht, weil sie teilweise nur 10km am Tag gehen kann.
Zu allem übel lief sie bei den
Temperaturen noch komplett in schwarz rum, weil sie gelesen hat, dass weiße Klamotten nach dem Camino nie wieder sauber werden.
Ich machte sie drauf aufmerksam das
ein 5 Euro Shirt ruhig danach in den Müll kann und es auch noch andere Farben außer schwarz und weiß gibt ;)
Zudem riet ich ihr mal ein Tag
richtig zu regenerieren und sich Voltaren Tabletten zu besorgen.
Die helfen wesentlich besser, als
die Salbe selbst.
Insgesamt hat sie mir sehr leid
getan.
Alleine unterwegs, der Fuß kaputt,
sich der eigenen Energie durch schwarze Klamotten bei 31grad beraubt und dann halt auch noch so jung.
Half alles nichts, meine Vikings
mussten ihren Bus bekommen und da konnte ich leider nicht großartig helfen, auch wenn bei sowas mir immer sofort das Herz blutet!
Wir fragten nochmal ob es geht und
sie alles hat und dann sind’s wir weitergezogen.
1Stunde vor Abfahrt erreichten wir
dann Estella.
Keine riesige Stadt, aber auch kein
10Mann Dorf...
Hier kann ich einen Tag
pausieren.
Wurde auch mal Zeit
;)
Habe am Vorabend recherchiert und
ein günstiges Hostel zu 69 Euro für 2 Übernachtungen gefunden.
Die Bewertungen waren
vielversprechend und somit alles für eine erholsame Pause abgesichert.
Meine Mädels und ich haben dann am
Bahnhof noch ein wenig gequatscht und 2-3 Getränke zu uns genommen, bis dann der Bus kam und es hieß Tschüss zu sagen.
Hach, ich werde sie
vermissen!
Das stand fest!
Wir haben uns geschworen auf
Facebook im Kontakt zu bleiben und haben uns gegenseitig nach Hamburg und Irland eingeladen.
Ich hoffe das das 2019 definitiv
umgesetzt wird und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen.
Eine kleine Überraschung für die
Beiden habe ich mir auch schon überlegt, aber das kann ich hier nicht Schreiben, da sie eventuell durch Googleübersetzer gerade mitlesen können ;)
Grüsseeeee ;))
Hiermit endet eine Etappe meiner
Reise und muss für sich selbst erstmal reflektiert werden.
Ich denke das es genau deswegen
auch Zeit für eine Tagespause ist um mal ein wenig Revue passieren zu lassen, das ganze Niederschreiben zu können und dann auf ins 2te Kapitel meiner Reise zu stürzen.
An diesem Tag habe ich danach
erstmal eingecheckt, ein kleines Powernapping abgehalten und bin dann in die Stadt um was zu essen.
Alleine irgendwie doof, aber half
ja nichts.
Wer kam da die Straße
entgegen?
Ja,die junge Dame vom
Nachmittag.
Auch hier wieder lustiger
Zufall?
Unsere Unterkünfte sind locker
15min. auseinander und die Leute in den Herbergen ziehen meist nicht mehr so spät los, da sie um 22 Uhr Einschluss haben ;)
Wir begrüßten uns und ich merkte
das sie erleichtert war, jemanden zum Reden zu haben.
Sie erzählte mir das sie sich schon
ein wenig einsam fühlt, weil keiner ihr Rhythmus mitläuft und sie aber nicht anders wegen dem Fuß kann.
Mein Herz blutete wieder und ich
entschied mich sie zum Essen ein zu laden.
Sie hätte schon gegessen, aber sie
komme gerne mit und trinke dann ne Kleinigkeit.
Auf dem Plaza waren dann viele
Möglichkeiten und wir nahmen uns ein Tisch.
Ich erfuhr dann das sie
Geigenbauerin ist und alleine von Deutschland aufgebrochen ist um mehr Selbstbewusstsein zu sammeln, da ihr Freund 10 Jahre älter ist und sie sich ein wenig aus dem Schatten bewegen
wolle.
Wir tauschten uns dann ein wenig
aus und ich haute dann meine Erfahrungen bezüglich mancher Dinge so raus.
Insgesamt wirkte es, als wenn es so
sein müsste, das wir aufeinander trafen, weil sie nen Push braucht um auf dem Weg wieder Meter zu machen und sie für ihre Mission des Selbstbewusstseins wohl niemand besseren hätte finden können
als mich ;))
Umgekehrt hatte ich es 5 Tage lang
genossen im Schatten von 2 selbstbewussten Frauen zu laufen, die mir eine super Stütze waren um in diesen Camino rein zu kommen.
Obwohl sie sagte , das jemand für
sie in der Herberge vorher gekocht habe, bot ich ihr die Hälfte von meinen wirklich hammer exklusiven Gängen an.
Anfänglich noch gestreubt, genoss
sie dann auch sichtlich jeden Gang mit und ich hab mir so gedacht, ob sie wirklich satt war, oder zu schamhaft zu sagen, das sie sich das Geld einteilen muss...?!
Letztendlich war es mir egal, ich
beschloss für mich sie ein wenig auf zu Peppeln und verabredete mich mit ihr, für den nächsten Tag.
Der Camino hat seine eigenen Regeln
und manche Zufälle sind komisch, daher hinterfrage ich nicht, sondern nehme meine Rolle als Beschützer an und gucke wie ich helfen kann.
Ob ich nach der Pause mit ihr den
Camino laufe, will ich noch nicht sagen, da es schon eine große Bürde ist, mit jemanden zu gehen, der ziemlich angeschlagen ist.
Das soll nicht egoistisch klingen,
aber ich muss ja auch noch 27 Tage laufen und mein Ziel erreichen.
Aber mal sehen. Warten wir den
morgigen Tag ab und was der Camino dazu zu sagen hat.
Mittlerweile vertraue ich darauf
das hier nichts ohne Grund geschieht und das ist echt spuky...
Vielleicht soll ich nur ein paar
Ratschläge geben , oder aber ich soll ihr vielleicht auch helfen, endlich in die Spur zu kommen, wie meine Mädels es bei mir geschafft haben...
Da ich schon bekommen habe, muss
ich jetzt erstmal abliefern, nur so funktioniert Karma !!!!
Ein langer Tag geht zu Ende und ich
freue mich auf die Pause.
Anekdote des Tages:
Abschiede sind doof!